Das Mikrofon ist zu leise bei der Aufnahme – was tun?
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Das Tonstudio beherbergt viele potenzielle Fehlerquellen. Das beginnt bereits mit der Auswahl der Mikrofone und Kabel. Ebenso musst Du wissen, welche Lautstärke Deine Aufnahme überhaupt benötigt und wie Du Dein Mikrofon einpegelst. Weitere gängige Ursachen sind eine fehlende Vorverstärkung oder Phantomspeisung, der falsche Anschluss und eine ungünstige Positionierung des Mikrofons. In einem separaten Blogartikel gehen wir übrigens auf das richtige Anschließen eines Mikrofons ein. Nicht zu vergessen, der Klassiker: ein Teil der Hardware oder Software ist nicht eingeschaltet oder steht auf Mute oder Bypass. Es gibt also viele Gründe für ein zu leises Mikrofon.
Im Anschluss erfährst Du mehr zu den einzelnen Fehlerquellen und erhältst wertvolle Tipps, mit denen Du für durchsetzungsfähige Aufnahmen gewappnet bist.
Tipp: Für eine gelungenen Aufnahme ist die eine gute Raumakustik im Homestudio bereits die halbe Miete!
Die häufigsten Fehlerquellen und wie Du sie vermeidest
In Zeiten des Loudness War soll Musik vor allem eins sein: LAUT. Dass die Jagd nach der maximalen Lautstärke und eine einhergehende Überkomprimierung der Soundqualität aber oftmals schadet, ist ein anderes Thema. Viele startende Künstler versuchen verzweifelt, auf ähnliche Aufnahmelautstärken zu kommen, wie sie die Endproduktionen professioneller Interpreten besitzen.
Dabei vergessen sie jedoch, dass die Maximierung der Lautstärke erst beim Mixing und Mastering erfolgt. Wichtig ist also, dass Du bereits mit einer realistischen Einstellung beginnst, womit wir beim ersten Problem wären.
Ist das Mikrofon wirklich zu leise?
Zunächst einmal musst Du verstehen, wo die Prioritäten der einzelnen Produktionsschritte liegen. Bei meinen Aufnahmen konzentriere ich mich darauf, den Klang möglichst originalgetreu festzuhalten. Der Pegel sollte in einem angemessenen Bereich liegen und die Soundqualität nicht beeinträchtigen. Dabei vermeide ich jede Form von Clipping, also einer Übersteigerung und lasse genug Headroom für die nächsten beiden Produktionsschritte. Mehr zum Einpegeln jedoch später.
Im nächsten Schritt, dem Abmischen, passe ich die Lautstärke an und bearbeite die Audiospur mittels Equalizer, Kompressor und Limiter sowie gegebenenfalls Effekten. Dabei bringe ich alle Spuren in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander, um das bestmögliche Gesamtbild zu erhalten. Der letzte Punkt ist das Mastering. Hier nehme ich die letzten Anpassungen der Endmischung vor und maximiere mithilfe eines Kompressors und Limiters die Gesamtlautstärke. Oft bekommt man Vocal- / Gesangs-Aufnahmen zugesendet, die bereits derart komprimiert sind, dass eine Bearbeitung nicht mehr möglich ist – in diesem Fall war sicherlich nicht das Mikrofon zu leise.
In diesem Artikel verrate ich dir, was man gegen Mikrofon Rauschen tun kann.
Das passende Studiomikrofon
Häufig kommt es vor, dass Mikrofone nicht richtig auf die Tonquelle abgestimmt sind. Entscheide Dich immer für eine Mikrofonart, die sich für Dein Vorhaben eignet. Dynamische Mikrofone sind so konzipiert, dass sie sehr laute Schallquellen ohne Verzerrung verarbeiten können, ein perfektes Bühnenmikrofon also. Sie besitzen in der Regel einen niedrigeren Output und weniger Brillianz in ihrem Frequenzgang als Kondensatormikrofone. Diese sind viel empfindlicher, dadurch aber auch anfälliger für Nebengeräusche. Bei den Kondensatormikrofonen kommt es auch darauf an, ob sie eine Großmembran oder Kleinmembran besitzen. Großmembranmikrofone sind weniger anfällig für Störgeräusche und haben ein niedrigeres Eigenrauschen, als Gesangsmikrofone mit einer Kleinmembran. Auch optisch unterscheiden sich die beiden Mikrofonarten. Ein Kondesatormikrofon mit einer Kleinmembran ist deutlich schmaler, als bei einer Großmembran.
Mikros aller Art benötigen eine Vorverstärkung. Die heutigen Audio-Interfaces verfügen bereits über interne Vorverstärker. Reicht Dir dieser aber nicht aus, benötigst Du einen zusätzlichen externen Vorverstärker. Ein Problem, was scheinbar häufig beim Focusrite Scarlett 2i2 auftritt. Dieses verfügt über einen Mikrofonvorverstärker mit sehr geringer Verstärkung von maximal 46 dB. Kombiniert mit einem Bühnenmikrofon mit einem niedrigen Output, kommst Du möglicherweise nicht um eine zusätzliche Verstärkung darum herum.
Ebenso rate ich Dir zu einer Mikrofonspinne sowie zu einem Popschutz, da sie klanglich einen Unterschied ausmachen können. Mikrofonspinnen werden meist für Großmembranmikrofone im Studio verwendet. Sie entkoppeln die Studiomikrofone vom Körperschall und sorgen für weniger Nebengeräusche, die durch Erschütterungen in unmittelbarer Nähe zum Mikro (z.B. am Mikrofonständer) auftreten. Ein Popschutz hingegen, wirkt dem Wind entgegen, der beim Sprechen oder Singen entsteht. Dies ist besonders bei den Konsonanten B, D, P und T der Fall. Erfahre mehr über die Funktionsweise eines Windschutzes.
Billige Kabel und der Line-In-Eingang
Ich rate Dir, nicht an den falschen Stellen zu sparen und kein minderwertiges Kabel zu verwenden. Billige Kabel werden oft nicht richtig gelötet, sind offener für eingestreute Störungen und nutzen sich schneller ab.
Ist Dir aufgefallen, dass Dein Mikro bei Klinkenanschluss leiser ist, als bei einem XLR-Anschluss? Das liegt daran, dass der Instrumenten- oder Line-In-Eingang für die Aufnahme von Instrumenten wie zum Beispiel E-Gitarren und Synthesizern gedacht ist. Diese verfügen über einen deutlich höheren Output als Mikrofone und benötigen keine oder nur sehr wenig Vorverstärkung. Schließt Du Dein Mic also an den Line-In-Eingang an, erhält es nicht die benötigte Vorverstärkung. Die Folge: Dein Mikrofon ist zu leise. Deshalb empfehle ich Dir ein XLR-Kabel zu verwenden und immer den für Mikrofone vorgesehenen XLR-Eingang zu nutzen. XLR-Klinke-Kabel solltest Du hingegen meiden.
Hast Du hingegen das Problem, dass ein Kanal leiser als der andere ist, könnte es an der Aufnahmeeinstellung in der Softwareliegen. Für Dein Mikrofon benötigst Du nur eine Mono-Aufnahme. Versuchst Du jedoch ein einziges Mikro in Stereo aufzuzeichnen, erhältst Du nur auf einer Seite ein Signal.
Einpegeln des Mikrofons
Beim Einpegeln stellst Du die Signallautstärke bzw. Verstärkung Deines Mikrofons ein. Dabei verwendest Du den Regler für Gain an Deinem Interface oder Vorverstärker. In einem separaten Artikel erkläre ich dir, wie du die Eingänge eines Audio Interfaces erweitern kannst. Wie hoch Du diesen aufdrehen musst, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen die Lautheit der Soundquelle, die Entfernung zur Soundquelle und die Empfindlichkeit des Mikrofons. Der optimale Eingangspegel für Aufnahmen mit 24 Bit liegt bei etwa -12 dB bis -6 dB. Das lässt viel Spielraum zum Mischen. Die dB-Zahl orientiert sich beim Einpegeln am Peak, also dem höchsten Ausschlag Deines Mikrofons. Es ist jedoch leicht, sich in den Zahlen zu verfangen, aber das Wichtigste ist, dass die Aufnahme sauber und detailliert klingt. Selbst wenn der Aufnahmepegel niedrig ist, kann er nachträglich in Deiner DAW-Software verstärkt werden. Dein Signal sollte niemals übersteuern, (d.h. bei der Aufnahme in den roten Bereich gehen).
Musst Du für eine angemessene Mikrofonlautstärke den Gain weit aufdrehen, führt dies oft zu vielen Störgeräuschen, da Dein Mic jeden leisen Ton aufnimmt. Ich rate Dir in diesem Fall, mit Kompressoren und Limitern nachzuhelfen, mit denen Du die Dynamik des Signals beeinflusst. Dafür kannst Du wiederum weniger Verstärkung bei der Aufnahme verwenden.
Die Phantomspeisung ist nicht aktiviert
Vergiss nicht, die 48 V Phantomspeisung einzuschalten, wenn Du ein Kondensatormikrofon benutzt. Ist diese nicht aktiviert, erhältst Du wenig bis gar kein Signal, da die benötigte Spannungsversorgung nicht gegeben ist. Achtung: die meisten Schnittstellen der Audio-Interfaces senden 48V nur über die XLR-Stufe des Vorverstärkers.
Falsche Positionierung des Mikrofons
Auch die Positionierung des Mikrofons, beziehungsweise des Sängers wirkt sich auf den Pegel aus. Zum einen ist die Entfernung wichtig. Je näher Du an das Mikro rückst, desto lauter wird der Ton. Ist der Abstand jedoch zu gering, kann es zu einem Nahbesprechungseffekt kommen, wodurch untere Frequenzen angehoben werden und die Verständlichkeit abnimmt. Dies kommt besonders stark bei Bändchenmikrofonen vor.
Zum anderen musst Du überprüfen, ob es sich um ein omnidirektionales oder unidirektionales Mikrofon handelt. Ist das Mic unidirektional, bedeute dies, dass es Hintergrundgeräusche aus nur einer Richtung aufnimmt. Das führt zu weniger Einstreuungen, setzt aber voraus, dass Du im richtigen Winkel in das Mikro singst. Verfügt Dein Studiomikrofon über eine Großmembran, ist es für die seitliche Besprechung gedacht. Bei einer Kleinmembran musst Du in der Regel frontal in das Mikrofon Singen.
Power Off, Mute und Bypass
Ein so simpler Fehler, der selbst Profis unterläuft. Da es jedoch manchmal zu einfach erscheint, wird dieser Fehler oftmals erst am Ende der Suche entdeckt. Wenn Du überhaupt keinen Input erhältst, rate ich Dir zuerst zu überprüfen, ob Dein Equipment eingeschaltet und aufnahmebereit ist. Manche Mikros haben zum Beispiel einen An-Aus-Schalter. Zudem solltest Du nach Mute-Buttons, also Stummschaltern suchen. Das kann sowohl Dein Interface, als auch Deinen Vorverstärker oder ein Plugin innerhalb der DAW betreffen.
Zusammenfassung: Was tun, wenn Dein Mikrofon zu leise ist?
Wie Du siehst, gibt es Fehlerquellen an jeder Ecke, weshalb es manchmal nicht so leicht ist, die Ursache zu finden. Mit etwas Geduld und diesem Leitfaden, solltest Du aber in der Lage sein, das Problem ausfindig zu machen und zu beheben. Ich rate Dir, immer die einfachsten und offensichtlichsten Dinge zuerst zu überprüfen, wie zum Beispiel gemutete Hardware oder Plugins. Hier nochmal eine Übersicht, was Du tun kannst, wenn Dein Mikrofon zu leise ist:
- Realistische Vorstellung der Aufnahmelautstärke
- Dynamische Mics benötigen mehr Verstärkung als Kondensatormikrofone
- Kondensatormikrofon nimmt dafür mehr Hintergrundgeräusche auf
- Benutze Vorverstärkung und Phantomspeisung bei Kondensatormikrofonen
- Verwende nur hochwertige Kabel
- Benutze den XLR-Anschluss und nicht den Line-In-Eingang
- Lasse beim Einpegeln genug Spielraum unter 0 dB frei
- Verwende Kompressoren und Limiter
- Gehe näher an das Studiomikrofon heran
- Orientiere Dich an der Richtcharakteristik des Mikrofons (omni- oder unidirektional)
- Überprüfe, ob Mikrofon/Hardware/Software aus sind oder auf Mute/Bypass stehen
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